Sonntag, 22. Juli 2007

Kleine Nachlese

Die Antidiskriminierungstour ist am letzten Freitag, den 20.07.2007 wieder in Berlin angekommen. Damit ist eine erfolgreiche Aktion zu Ende gegangen. Wir bedanken uns bei den Partner und den zahlreichen Helfer/innen für die Zusammenarbeit. Zum Abschluss noch eine kleine Auswahl bisher unveröffentlichter Bilder, die das Team hinter den Kulissen zeigt.
Viel Spaß damit...




19.07.2007, Münster Lambertikirchplatz

„VOLL TRÄNEN DER WELLE

BIN GLÜCK LICH WIEDER

SOMMER FLIEG WIE ROSEN SCHATZ

LIEBE LASS POETISCH DU M I R HOL D

MAN MUSS REGEN TRÄUMEN

FRÜHLING MACHT GESCHENKE“

So und ähnlich wurde in Münster an der Kühlschranktür gegen Diskriminierung gedichtet.

„Wir sitzen hier gerade vor der Lambertikirche und hier ist so ein cooler Stand, wo man Buttons machen kann!“

So und ähnlich wurde in Münster am Basteltisch mit dem Handy telefoniert.

„ÜBEN ÜBEN und noch mal ÜBEN“, „Jochen akzeptieren wie er ist“, „Was heißt tun? Ich bin!“, „Langsam bis 10 zählen wenn es schlecht läuft. Sich freuen, wenn es gut läuft.“, „Menschen ihre Eigenarten lassen.“

Solche und ähnliche Antworten wurden in Münster zu der Frage gefischt, die lautete: „Was tust du für Toleranz?“




„Die Freundlichkeit in den Augen meiner ecuadorianischen Klassenkameraden, als ich mich von ihnen verabschiedet habe.“, Als ich mit ein paar Freunden in Paris war, haben Menschen in den Gassen und an der Seine Musik gemacht und getanzt. Das war ein ganz besonderer Moment für mich.“ „Ein Kind beim Heranwachsen begleiten zu dürfen.“, „Ich sah viele schöne Bilder im Picasso- Museum. Sie verstärkten die Vielfalt meiner Inspirationen“, Wir genießen heute unsere Freundschaft.“ Ursula + Resi, „Angeln auf der Fußgängerzone“, „Ein Geburtstag ist schön, und auch Weihnachten.“ Eva 4 Jahre.

Solche und ähnliche positiven Erfahrungen haben Menschen mit Vielfalt gemacht, die am 19. Juli zufällig bei den Meinungsfischerinnen der Antidiskriminierungstour vorbei gekommen sind, und spontan ihre Erlebnisse notierten.







18.07.2007. Solingen Mühlenplatz

Pack den Badeanzug ein, nimm dein kleines Brüderlein…

Wasser gibt es auch auf dem Mühlenplatz in Solingen, da lohnt es sich, die dicken Turnschuhe auszuziehen und ein Bad unter den Fontänen des städtischen Springbrunnens zu nehmen. Noch mehr Spaß macht das, wenn man vorher den anstrengenden Rollstuhlparcours der Antidiskriminierungstour erfolgreich hinter sich gebracht hat.

Die Möglichkeit dazu bot unsere vorletzte Station. Zwischen einem Gebäude, was allgemein hin als modernes Einkaufsparadies bezeichnet wird, und der Badestelle bauten wir unser Zelt in die Sonne. Der wieder völlig trockene Strandsand wurde zum vorletzten Mal Teil des Wahrnehmungsparcours für Rollstühle. Die Buttonmaschine konnte vor dem Zelt aufgebaut werden. Schwarze Ballons würden schon bald den Platz bevölkern. Beim Twisterspiel verknoteten Mutige ihre Gliedmaßen ineinander. „Linke Hand auf rot. Rechter Fuß auf grün.“ Bei der Jugendförderung der Stadt Solingen flog der Basketball durch die Luft und hin und wieder wurde ein Korb geworfen. Jugendliche des Jugendstadtrats warfen sich trotz Hitze in die schwarzen „alle anders – alle gleich“-T-Shirts. Umgeben von den Tischen der Cafes um uns herum waren wir bald umschwärmt von Menschen, die sich begeistert unseren Angeboten widmeten.

Für den rund um gelungenen Tag danken wir den Partnern vom Jugendstadtrat Solingen und der Jugendförderung Solingen.

Freitag, 20. Juli 2007

17.07.07, Siegen Jugendzentrum BlueBox

ie Zeiger der Uhr standen auf ein Uhr zwanzig. Die staubige Stadtluft flimmerte über dem Asphalt des Parkplatzes. Das Knallen der Autotüren durchdrang die angespannte Stille zwischen besprühten Garagenwänden. Wir standen vor den Wagen und ließen unseren Blick über zwei stinkende Müllcontainer, einigen geparkten Autos und dem Eingang des Gebäudes vor uns schweifen. Ein verdorrter Strauch wurde von einem Windstoß ergriffen und einige Meter über den Platz getragen. Wir hatten den seltsam vertrauten Klang einiger Mundharmonika im Ohr. Die Tür des Salons wurde aufgestoßen und wir waren einen kurzen Moment verwundert, über den Mann, der auf uns zukam und keine Cowboystiefel trug.

Im nächsten Augenblick löste sich das Trugbild in Luft auf und Ralph begrüßte uns auf dem Platz vor dem Jugendzentrum „BlueBox“. Beim Jugendzentrum des Stadtjugendrings nämlich fand unsere Station in Siegen statt. Nachdem wir uns durch einen kurzen Stadtbummel von der Fahrt erholt hatten, gelang es uns in kürzester Zeit mit unseren Liegestühlen, Sitzsäcken und dem grünen Teppich eine nette Atmosphäre zu schaffen. Das Dach vor dem Jugendzentrum spendete ein wenig Schatten. Und kaum erklangen die ersten Töne der Musik, füllte sich das Gelände stetig. Die Musikanlage zog DJ-Talente aus Siegen an, die gerne ihre Künste unter Beweis stellen wollten. Mit der Selbstverständlichkeit von Cowboys, die sich ohne zu fragen nehmen, was sie brauchen, machten sie sich ans Werk.

Nach einigen Diskussionen bewiesen sie, dass es musikalisch in Siegen doch ganz schön abgeht, einige Tänzer waren so wagemutig uns ein paar „Moves“ zu zeigen.

Nach dem Motto „Nehmen ist besser als Geben“ wuchs die Buttonausstellung leider nicht übermäßig an, die heimlichen Ausbeulungen der Hosentaschen hingegen schon.

Im Rahmen des Sommerprogramms wurden, ganz passend zur weihnachtlichen Stimmung, in der oberen Etage des Jugendzentrums Kekse gebacken, die zur Freude aller, neben Melonenstückchen auf dem Hof verteilt wurden. Der Platz füllt sich richtig mit Leben, die Hocker, die noch zu unseren Sitzsäcken gestellt wurden, trugen ihren Teil dazu bei. Wer keinen Sitzplatz mehr bekam, hockte auf den Stufen der Treppe.

Da unser Angebot den Film „Yes, I am“ zu zeigen, im Vorfeld nicht richtig kommuniziert wurde, somit diese Information nicht in der „BlueBox“ angekommen war, fiel die Vorführung leider aus. So packten wir am Abend, nachdem auch der letzte Feuchtigkeitsrest aus dem Material verdunstet war, unsere Sachen wieder zusammen und fuhren weiter nach Köln, wo wir die nächsten beiden Tage Quartier beziehen wollten.

Im Rückspiegel konnten wir noch die Geier sehen, die unablässig ihre Kreise über dem wieder verlassenen Platz zogen und nach Resten von Aufklebern Ausschau hielten, die wir beim Aufräumen übersehen hatten.

Montag, 16. Juli 2007

15.07.2007, Böblingen IBM Klub

Endlich Sommerwetter! Und was für eins! Der Tag in Böblingen war nach all dem Regenwetter in den ersten drei Wochen jedoch keine wirkliche Erholung denn es war HEIß! Das bekamen nicht nur die Sportler des „Run for Diversity“ zu spüren sondern auch die Kinder die teils mit hochrotem Kopf bei uns ankamen. Eingeladen zu dem Inselfest im IBM Klub hatte uns die Diversity-Beauftragte für IBM Deutschland, sie war selbst mit einem kleinen Stand auf dem Fest vertreten. Als wir unser Zelt aufbauen wollten, fragte einer der Veranstalter wie wir denn zu dem Fest kommen würden, es hatte im Vorfeld wohl Kommunikationsprobleme gegeben. Letztlich bauten wir in Böblingen nicht unser eigenes Zelt auf, sondern standen in einem der Zelte der Veranstalter.

Die Nachfrage war zunächst gering und nur wenige Kinder kamen zum Wahrnehmungsparcours, der unter anderem mit Ponyreiten konkurrieren musste. Nach einer Durchsage kamen dann doch einige junge Fußballerinnen und andere Interessierte um Buttons zu machen. Die Buttonmaschine betreuten einen guten Teil des Tages Robin und Hannes zwei freiwillige Helfer. Robin hatte die Tour in Forst kennen gelernt und sich entschieden einige Stationen mit uns zusammen zu machen und seinen Freund Hannes motiviert auch mitzukommen. Diese Verstärkung kam dem Tourteam an einem so heißen Tag gerade recht. Außerdem lassen sich die tollen „alle anders – alle gleich“ Ballons auch super zu Wasserbomben umfunktionieren, die uns alle erfrischt haben.

Die Fragen des Toleranzbarometers lasen sich viele durch, doch nicht alle wollten anschließend einen Ball in eine der Röhren werfen. Zwischenzeitlich hielten sich Ja- und Nein-Stimmen die Waage, am Ende setzte sich die Toleranz durch. Auch die öffentliche Schublade wurde viel beachtet – mit der Nachfrage nach den Tattoos war sie jedoch nicht zu vergleichen. Tattoos für die Kleinen, die Schubladen für die Großen – in der Mitte fehlten jedoch Jugendliche mit denen wir noch Aktivitäten wie „Einen Schritt nach vorn“ hätten durchführen können.

13.07.2007, Bingen Platz vor dem Kulturzentrum

Bingen am schönen Rhein hat eine nette Fußgängerzone an deren Ende das Kulturzentrum liegt. Wegen der Sommerferien und der nicht ganz glücklichen Lage hatten wir nicht soviel Laufpublikum wie erhofft. Doch der Werbung unseres lokalen Partners, dem Jugendzentrum Bingen, waren einige Jugendliche gefolgt. Zwei von ihnen wollten ursprünglich im Zentrum Bingens noch mehr Jugendliche für unseren Stand interessieren. Als sie sich die Tafeln unserer Wanderausstellung durchgelesen hatten, entschieden sie jedoch, dass der Rassismusbegriff nicht differenziert genug sei und wollten dann keine Werbung mehr für uns machen. Das hielt sie jedoch nicht davon ab länger an unserem Stand zu bleiben. Zusammen diskutierten wir anhand der vom hessischen Innenminister Bouffier vorgeschlagenen 100 Fragen für einen Einbürgerungstest ob man bei den Gründen für eine Einbürgerung ehrlich sein könne oder nicht. So kann das gut ausgebaute Sozialsystem Deutschlands einen guten Grund darstellen in Deutschland leben und arbeiten zu wollen. Es ist allerdings zu befürchten, dass eine solche Angabe negative Auswirkungen auf den Antrag zur Einbürgerung hätte. Darüber hinaus traten auch bei einigen anderen Fragen Probleme bei der Beantwortung auf. Es zeigte sich, dass da einiges abgefragt wird was auch viele Bundesbürger wohl nicht wissen.

Eine weitere Herausforderung in Bingen bot auf Grund des abschüssigen Geländes der Wahrnehmungsparcours. Dennoch wagten sich einige Passanten und Jugendliche an die schwierige Strecke. Während einige im vorbeigehen eher verächtlich auf den Schubladenschrank schauten, sagten uns andere wie gut sie die Kampagne und deren Idee vor allem Jugendliche anzusprechen fanden.

Nachdem wir den Stand zusammengepackt hatten machten wir eine kleine Pause in einer Straußenwirtschaft bevor wir im JUZ den Film ’Yes I am’ zeigten. Wir unterhielten uns nach dessen Ablauf gerade noch mit den Jugendlichen darüber wie ihnen der Film gefallen hatte als auf einmal zwei im Ort bekannte Rechte auftauchten, die sich im JUZ bedienen lassen wollten. Schnell waren sie vom Gelände des JUZ vertrieben. Doch sang- und klanglos wollten sie sich nicht verabschieden, und so sahen Carmen und Ellen sie noch im Rückspiegel auf einer benachbarten Mauer neben dem JUZ sitzen als sie nach Hause fuhren. Sie blieben die einzige Aufregung an einem sonst ruhigen Tag.

13.07.2007, Freiburg Kartoffelmarkt und Umzug durchs Univiertel

Der Freiburger Kartoffelmarkt ist ein netter kleiner Platz in der Altstadt, zentral gelegen und mit viel Laufpublikum. Ein schöner Ort für unsre Kampagne, dachten auch unsre Partner von Südwind Freiburg wäre da nicht die Baustelle. Als wir zum Aufbauen ankommen ist der Presslufthammer gerade an der Arbeit, wir verstehen uns gegenseitig kaum – wie soll man da mit Menschen ins Gespräch kommen? Versuche von der Stadt einen anderen Platz zu bekommen scheitern, da es bereits zahlreiche andere Veranstaltungen in der Innenstadt gibt und nur noch der Rathausplatz die ‚heilige Kuh’ zu haben wäre – theoretisch – denn die heilige Kuh bekommen wir nicht. Wir beschließen den Stand unter diesen Umständen nicht aufzubauen.

Doch der Termin für unsren Besuch war bewusst so gewählt, da am gleichen Tag ein Fest der Kulturen an der Universität Freiburg stattfand. Im Rahmen dieses Festes marschierte ein Umzug mit Musikgruppen aus unter anderem dem Senegal, Brasilien und Irland durch die Stadt. Wenn schon kein Stand, dann wenigstens ein Umzug dachten wir. Bei Südwind füllten wir mehrere hundert unserer „alle anders- alle gleich“ Luftballons mit Helium. Wir und die Kinder bei der Hausaufgabenbetreuung hatten viel Spaß dabei. Statt wie geplant unseren Stand in der Stadt zu besuchen halfen sie uns, und hielten die Ballons davon ab wegzufliegen.

Ausgestattet mit den Ballons, viel Infomaterial, einem durch Heliumballons gehaltenen Kampagnenplakat und einer rollenden Kühlschranktür zum „Dichten gegen Diskriminierung“ machten wir uns auf den Weg. Die Ballons gingen weg wie warme Semmel und wir fielen in der bunten Truppe so sehr auf, dass wir mehrfach für die Veranstalter gehalten wurden. „Nicht die Veranstalter, aber der politische Beitrag zu dem Umzug sind wir“ sagte Marion von Südwind. „Wer seid ihr? Was macht ihr“ lauteten die Fragen, „Weiter so! Find ich total richtig! Der Spruch ist super! Den Aufkleber nehme ich mit ins Büro, so was brauche ich da!“ waren einige der Antworten, die wir auf unsre Erklärungen bekamen. Am Ende des Umzugs hatten nicht nur viele Kinder die schwarzen Ballons in der Hand, sondern auch an lauter Trommeln prangte ein „alle anders – alle gleich“ Aufkleber. Die Jugendlichen am Rande des Umzugs und beim Fest im Uni-Innenhof nahmen

uns das Material interessiert ab, so hatte die Kampagne nach einem schweren Start in Freiburg doch eine sehr gute Resonanz. Wir konnten versöhnt mit unserer Partnerin in einem alteingesessenen Gasthof lokale Spezialitäten essen und bei einem kühlen Radler die letzten Sonnenstrahlen des freundlichen Tages genießen.

Mittwoch, 11. Juli 2007

10.07.2007 Kehl

Heute waren wir in Kehl, einer Stadt nahe der französischen Grenze.
Wir hatten uns fest vorgenommen, unser Zelt in der südlichen Sonne zum Trocknen zu bewegen, aber irgendetwas stimmt da bei der Koordination der Wetterorganisation nicht ganz und unser Zelt hat sich geweigert, die Tropfen, die von oben kamen, zu ignorieren und völlig an sich abperlen zu lassen. Die Kommunikation mit dem Organisationspartner vor Ort, hat dahingegen ganz wunderbar funktioniert. Da der Marktplatz schwer zu finden gewesen wäre, wurden wir bereits an einer Tankstelle direkt nach der Ortseinfahrt von Andreas erwartet.

Er fuhr voran, wir folgten ihm unauffällig. Schon kurz nach dem Aufbau erreichten die Kolleginnen der französischen Partnerorganisation unseren Stand und erweiterten unsere Ausstellung um die ihrige. Die kurzen Animationsfilme, die sie mitgebracht hatten, konnten von unserem DVD- Spieler leider nicht gelesen werden. Das war schade, denn die Filme hatten Jugendliche in Straßburg zum Thema Diskriminierung produziert.

Eine Weile ging es eher ruhig und beschaulich um unseren Stand herum zu. Die Situation im Zelt änderte sich schlagartig, als mit einem Mal zwei Schulklassen in unser Zelt einfielen.
Nachdem alle Schüler/innen einen eigenen Button produziert hatten, wurde der Rollstuhlparcours ausprobiert. Wer dazu keine Lust hatte, oder nicht schnell genug an der Reihe war, versammelte sich hinter dem Zelt, um in eine Rolle zu schlüpfen, sich Frisur und Lebensumfeld einer zumeist fremden Person vorzustellen, und zu entscheiden, auf welche der genannten Fragen die Person mit „ja“ antworten könne.

Nach diesem Ansturm kehrte wieder Ruhe in unser kleines Areal auf dem Marktplatz ein und es lag wahrscheinlich am Wetter, dass außer einer schönen Fotoreihe mit dem Titel „Menschen, durch den Regen eilend“ nichts weiter entstand.

Unser Bus war nach dem Einladen wieder ein wenig schwerer. Sand, Zelt, Ausstellung, Sackkarre, Kunstrasen, Sitzsäcke, Buttonmaschine, T-Shirts, Fernseher, Kaffeemaschine und das Sitzpolster der Rollstühle saugen sich Tag für Tag ein wenig mehr mit Regenwasser voll. So auch an diesem.

Montag, 9. Juli 2007

07.07.2007 Hildesheim, Domhof

In Hildesheim waren wir eingebunden in den Tag der Ministrant/innen der Diözöse Hildesheim. Der Aufbau konnte kaum schnell genug gehen, denn schon standen Kinder und Jugendliche vor unsrem Zelt und wollten wissen, was man bei uns machen könne. Die jungen Ministrantinnen aus ganz Niedersachsen sollten im Laufe des Tages mehrere Stationen anlaufen, bei denen sie Punkte sammeln konnten. Wir hatten wieder einen Wahrnehmungsparcours mit Rollstühlen aufgebaut und boten „Ein Schritt nach vorn“ als weitere Station an. Daneben gab es wieder einen Infostand, die Ausstellung, einen Film und das Toleranzbarometer im Zelt.

Der Parcours wurde förmlich überrannt. Große wie kleine Teilnehmer/innen mussten gleichermaßen feststellen, dass das Rollstuhlfahren gerade auf nassem Rasen nicht ganz einfach ist. Punkte wurden nicht nur auf die Geschwindigkeit in der der Parcours bewältigt wurde vergeben, sondern auch darauf, wie gut gelenkt wurde. Punktabzug gab es für unerlaubte Hilfsmittel wie die Füße benutzen. Unser Eindruck war, dass es für die meisten eine ungewöhnliche Erfahrung war. Da es keine Zeit für eine Nachbesprechung zu dem Erlebten gab, ist es jedoch schwierig zu sagen in wie weit es als Wahrnehmungsparcours zu Diskriminierung verstanden wurde.

Auch die zweite Station „Ein Schritt nach vorn“, war stark frequentiert. Die Resonanz auf dieses Spiel war sehr gut. Jede/r Teilnehmende zog eine Karte mit einer Rollenbeschreibung wie zum Beispiel „Du bist allein erziehende Mutter eines behinderten Kindes“, „ein Flüchtling aus Mali“ oder „die Tochter des Bankdirektors von Hildesheim“. Anschließend wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie in bestimmten Situationen, wie beispielsweise einer Polizeikontrolle, etwas zu befürchten hätten, oder nicht. Wer sich sicher fühlte, respektiert würde, etc. durfte einen Schritt nach vorn gehen, während diejenigen, die auf Grund ihrer Herkunft, ihrer Sexualität oder ihrer Lebenssituation diskriminiert würden, stehen bleiben mussten. Am Ende des Spiels wurde aufgelöst, wer welche Rolle hatte und warum in welchen Situationen Probleme entstanden wären. Dabei zeigte sich, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen über die verschiedenen Rollen und den damit verbundenen Privilegien und Nachteile bei den Kinder und Jugendlichen gab.

Im Laufe des Tages erfreuten sich unsere Frisbees und Fahrradbänder immer größerer Beliebtheit, so dass wir kistenweise Materialien an die Jugendlichen verteilen konnten.




kostenloser Counter


06.07.2007 Kassel, Jugendcafe

Erfreulicherweise war es möglich, trotz Documenta, eine Station in Kassel einzulegen. Klaus war unser Kooperationspartner vor Ort und begrüßte uns im Jugendcafe. Er half uns, mit dem Bus durch das Straßengewirr Kassels zu finden. Dann bauten wir unsere Station um das Jugendcafe auf, direkt neben der gefällten Beuys-Eiche. Dabei unterstützen uns Klaus und die Jugendlichen des offenen Treffs des Jugendcafes darin, all unsere Dinge mehrere Stufen, die Treppenstraße hinauf zu hieven. Schwitzend konnten wir uns vorstellen, welcher Aufwand es gewesen sein musste, den schweren Billardtisch in das Cafe zu verfrachten. Allein die Tischplatte hatten sechs Personen zusammen schleppen müssen.


Die Jugendlichen, die das Cafe besuchten, waren auch vornehmlich die Nutzer/innen unseres Angebotes. Wie immer erfreuten sich die Buttons und die Rollis großer Beliebtheit. Schließlich wurde der Tischkicker ins Freie geholt, und es begann ein atemberaubendes Sozialpädagogen-Duell zwischen Klaus und Raphael, welches zugunsten der Antidiskriminierungstour entschieden werden konnte.
Regenschauer mussten wir zum ersten Mal nicht in unserem Zelt über uns ergehen lassen, die angenehmen rauchfreien Räumlichkeiten des Jugendcafes boten uns Wetterschutz.


Die Jugendlichen, die sich mit uns dort aufhielten, nutzten ihre Zeit vor Computern, beim Billardspielen, beim gemeinsamen Spiel an der Playstation, oder hinter der Theke beim Kuchen- und Getränkeverkauf. Nette Sofaecken boten außerdem die Möglichkeit, es sich so richtig gemütlich zu machen.
An zwei Tagen der Woche wird das Cafe allein von Ehrenamtlichen betreut, wie wir erfuhren. Die Jugendlichen, die kommen, sind häufig die Selben. In einer Statistik wird täglich erfasst, wie viele Jugendliche sich länger als zehn Minuten im Cafe aufhalten.
Wir hoffen, dass wir das Angebot an diesem Tag bereichert haben und ein paar neue Gesichter im Jugendcafe zu sehen waren, die sich für die Themen der Antidiskriminierungstour interessierten.
Wir bedanken uns bei Klaus und den Jugendlichen des Cafes für die Gastfreundschaft und Unterstützung und wünschen weiterhin viel Erfolg bei der offenen Jugendarbeit.

05.07.2007 Gera

In Gera bezogen wir nahe der Innenstadt, auf dem Platz vor dem Kultur- und Gemeindezentrum, Position. Tatkräftig unterstützt vom Stadtjugendring, bauten wir unseren Stand auf. Bald beschallte unsere Musik den Platz und verbreitete heitere Stimmung. Der Platz war sehr weitläufig, umringt von Plattenbauten. Die Fußgängerpassage verlief einige Meter von unserem Zelt entfernt. Dieser Tatsache mag es zu verdanken gewesen sein, dass Passant/innen leider etwas misstrauisch blieben und sich nicht so recht zum Zelt wagten. Wer nicht direkt angesprochen und ins Zelt eingeladen wurde, ging zielstrebig vorbei.

Besonders schön war, dass viele Helfer/innen unterschiedlicher Verbände uns mit Aktionen, wie zum Beispiel Stelzenlaufen, tatkräftig unterstützten. Auch freiwillige Meinungsfischer/innen warfen ihre Angeln nach „positiven Erlebnissen mit Vielfalt“ aus.

Dank der großen Unterstützung war es für den Rest des Teams kein großes Problem den ersten krankheitsbedingten Ausfall im Team auszugleichen. Raphael konnte einen Tag im Bett verbringen und seine Erkältung auskurieren.

Dadurch, dass unser Stand nicht beständig hoch frequentiert war, blieb Zeit für intensive, anregende Gespräche. Das erste Mal nahm sich jemand Zeit, einen unserer Videofilme ganz zu sehen.

Einer unserer Luftballons hat es am Nachmittag sogar auf die Theaterbühne geschafft. In der Theaterfabrik Gera hatten die jüngsten Darsteller/innen ihre Abschlusspräsentation. Ein über die Bühne schlenderndes, junges Pärchen, hatte den Ballon dabei.

Vielleicht wäre es für unsere Kampagne schöner gewesen, eine Woche vorher in Gera Station zu machen, dann hätten wir mit unserer Aktion die Demonstrationen und Proteste gegen Rechts unterstützen können, die dort am Samstag, den 7.2007 stattgefunden hatten. So standen wir etwas im luftleeren Raum und hatten den Eindruck nicht so viele Passant/innen zu errechen.


Donnerstag, 5. Juli 2007

04.07.2007, Mittweida Marktplatz

Endlich einmal ohne Zeitdruck erreichten wir Mittweida. Es erwartete uns ein wunderhübsches Städtchen mit frisch restauriertem Marktplatz und bunt getünchten Häusern. Nach dem wir uns erstmal umgesehen hatten, trafen wir uns mit Frau Winkler vom Sport- und Kulturbetrieb der Stadt im Rathaus, um uns Tische und Bänke abzuholen. Anschließend begann der übliche Aufbau.

Da der Marktplatz recht verlassen wirkte, hatten wir anfangs doch erhebliche Zweifel, hier jemanden zu erreichen. Doch kaum stand der Tisch mit der Buttonmaschine, war er umschwärmt von Jugendlichen, die sich kreativ austobten. Auch unsere Rollstühle erfreuten sich wieder großer Beliebtheit. Später stattete uns noch der Bürgermeister einen Besuch ab und freute sich über unsere Aktion.

Leider war Mittweida jedoch unsere bisher am schwächsten besuchte Station. Uns fiel außerdem ins Auge, dass der Marktplatz immer noch ein Treffpunkt rechter Jugendlicher ist. Diese sind trotz des Verbotes von „Sturm 34“, ihrer Kameradschaft, noch immer im Stadtbild präsent. Von unserem Stand hielten sie sich jedoch fern, zudem waren sie auch den Tag über in der deutlichen Minderheit. Wir verstehen unseren Stand daher als erfolgreichen Beitrag den Marktplatz zurück zu erobern. Schade war ebenfalls, dass das Bündnis gegen Rechts kaum an unserem Stand vorbeischaute und auch die Beteiligung von Jugendlichen aus den Jugendzentren der Stadt sich in Grenzen hielt, obwohl deren Leiterinnen uns lange besuchten.

Es bleibt in Mittweida noch einiges zu tun um die rechten Strukturen nachhaltig zu verdrängen. Vor allem bedarf es wohl des Schulterschlusses aller demokratischen Kräfte gegen Rechts, die sich zwar im Ziel einig sind, sich vor einer Zusammenarbeit aber scheuen.